Beschreibung
Der Journalist Paul Gram hat ein ambivalentes Verhältnis zum Begriff der Wahrheit. Seine jüngste Story über Mauscheleien zwischen lokaler Wirtschaft und Stadtverwaltung ist komplett erfunden – und doch wahr. So wahr jedenfalls, dass sie das Leben eines kriminellen Unternehmensbosses, eines frustrierten Detektivs, eines rachsüchtigen Schwindlers und eines Buchhalters mit gesichtslähmungsbedingtem Dauerlächeln komplett aus den Fugen bringt. Es entspinnt sich ein rasantes und intrigenreiches Verwirrspiel – bis einer der Protagonisten erkennt, dass sie alle nur Teil einer Geschichte sind. Die Figuren gehen auf die Barrikaden, und der Erzähler ruft in seiner Not den Leser zur Hilfe.
Ein ungewöhnlicher und intelligenter Roman über Schein und Sein, über Selbstbestimmung und Fremdsteuerung und über den Kampf des Erzählers mit seinen Geschöpfen.
Doreen Zander –
Die unverhoffte Genesung der Schildkröte.
Was für ein genialer Titel, dachte ich mir und griff zu.
Doch bei dem vorliegenden Buch handelt es sich mitnichten um eine sachliche Abhandlung über Erkrankungen bei gepanzerten Reptilien und deren Behandlungsmöglichkeiten, sondern um einen Roman der besonderen Art, einem Verwirrspiel, in dem der geneigte Leser selbst eine wichtige Rolle einnimmt.
Wir lernen den Journalisten Paul Gram kennen, der es mit der Wahrheit nicht allzu genau nimmt. Wenn die Wirklichkeit mal nichts Preisverdächtiges hergibt, warum nicht einfach eine skandalträchtige Story erfinden? Dumm nur, wenn an dieser mehr dran ist als gedacht und dadurch das Leben eines kriminellen Firmenbosses, eines frustrierten Detektivs, eines rachsüchtigen Betrügers und eines Buchhalters mit lähmungsbedingtem Dauerlächeln (im Übrigen ein genial komischer Einfall) komplett auf den Kopf gestellt wird.
Und dann ist da noch der Erzähler, dem nach einem unvorhergesehenen Ereignis, die ganze Geschichte zu entgleiten droht. Kann ich als Leser hier zur Rettung beitragen? Und was hat die kranke Schildkröte mit alldem zu tun?
Mit Freude habe ich mich in die Lektüre dieses Debütromans des Autors Marc Bensch gestürzt.
Von Beginn an wurde ich la Leser vom Erzähler direkt angesprochen. Das ist spannend und in vorliegender Art und Weise auch ein bisschen unheimlich. Ein kleiner Nervenkitzel. Trotz weniger handelnder Figuren, entwirft der Autor ein verwirrendes und spannendes Geflecht aus Intrigen, in die ich mit hineingezogen werde.
Was den Roman in meinen Augen besonders auszeichnet ist, dass er so lange nachwirkt. Auch mehrere Tage nach Beenden des Buches mache ich mir noch Gedanken über Zusammenhänge und die Handlungen einzelner Figuren. Besonders die Frage nach der Schildkröte hat mich einige Zeit beschäftigt und ich war stolz, als ich mir diese dann selbst beantworten konnte.
Ob der Autor sich das so erdacht hat, spielt letztendlich überhaupt keine Rolle, denn irgendwie habe ich nach der Lektüre das Gefühl, dass die Geschichte, die das Buch erzählt auch ein Stück weit meine eigene geworden ist.
„Die unverhoffte Genesung der Schildkröte“ ist ein Roman mit und fürs Köpfchen, der auch über die reine Lesezeit hinaus beschäftigt.
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freaky_enough –
Paul Gram ist ein Journalist, der für seine Zeitung in sehr regelmäßigen Abständen sensationelle Geschichten ausgräbt. Genauer gesagt, mit ausgedachten Details zu Sensationen macht bzw sich diese gleich komplett ausdenkt. Was bisher gut gegangen ist, läuft nun aus dem Ruder, da seine aktuelle Geschichte sich als wahrer herausstellt, als sie es nach seinen Informationen sein sollte. Zumindest hat sie ganz reale Auswirkungen auf verschiedene Personen, die sich immer mehr darin und miteinander verstricken. Einige verfolgen von Beginn ganz konkrete Ziele, andere entwickeln erst mit der Zeit Ideen, wie sie sich die ganze Sache zu nutze machen könnten. Und dann gibt es noch Personen, die eigentlich nur ganz schnell wieder ihre Ruhe haben möchten. Die wichtigsten Personen lernen wir zu Beginn umfangreich kennen. Anhand ihrer aktuellen Lebenssituation, aber auch ihrer Geschichte, erfahren wir nicht nur ihre Marotten und Rituale, sondern auch die Beweggründe hinter diesen, aber auch hinter spontanen Verhaltensänderungen. Das Leben hat es mit niemanden nur gut gemeint und jeder versucht seinen Weg zu finden, um damit zurecht zu kommen.
Der Erzähler belässt aber es aber nicht dabei. Da die Personen dahinter kommen, nur Figuren in einer Geschichte zu sein, wendet er sich an sein Publikum, d.h. an die Leserinnen und Leser. In direkten Ansprachen gibt er zusätzliche Informationen, bittet uns aber auch um Hilfe und bzw. weiht uns in die nächste Schritte ein. Man wird zunächst zum direkten Verbündeten des Erzählers. Sofern einem die direkte Ansprache in den Bann zieht. Bei mir persönlich ist das nicht passiert Eine, die Veröffentlichung begleitende, Diskussion auf der Plattform lovelybooks.de zeigt aber, dass es für die meisten der Fall war. Ich habe das Buch trotzdem gern gelesen.
Das Buch ist nicht für diejenigen geeignet, die es mögen, wenn Geschichten recht rasch erzählt werden. Jeder, der gern mehr über die Beweggründe von Handlungen erfahren mag und gerne versteht, wie ein Charakter sich im Laufe des Lebens formt und geprägt wird, wird die Lektüre mögen. Es ist zu empfehlen, nicht mit zu großen Lesepausen zu lesen. Dann könnten die Verstrickungen zu Verwirrungen werden. Liest man das Buch recht zügig, kann man den Handlungsverlauf folgen, ohne sich eine Personenliste oä anlegen zu müssen oder total durcheinander zu geraten. Der Sprachstil ist klar, ohne beliebig oder langweilig zu sein. Durch die Beschreibung der Lebensumstände und Rückblicke in die Lebensentwicklung bei mehreren Personen enthält das Buch Denkanstöße zu verschiedenen Aspekten, die sicherlich bei jeder Leserin und jedem Leser – in Abhängigkeit der eigenen Lebensumstände und Erfahrungen – unterschiedlich wirken bzw. zum Tragen kommen. Daher: ein gutes Debüt!
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