Jetzt ist es raus!

Wir haben ein Buch! Heute Mittag wurden die Verlags-, Rezension- und Autorenexemplare angeliefert. Der Rest kommt in die Buchauslieferung nach Göttingen.

Natürlich haben wir den Anlass gebührend mit Sekt und Pizza gefeiert. Gewisse Irritationen gab es lediglich beim Versuch, gemeinsam eine Pressemitteilung zu erstellen. Eigentlich sollte ich das ja können, denn ich gebe derzeit einen Workshop zum Thema Pressemitteilungen. Vielleicht hängen die Schwierigkeiten, zu dritt eine Pressemitteilung zu verfassen, auch an der nämlichen Kombination aus Sekt und Pizza. Ich werde die Workshop-Teilnehmer bei unserem nächsten Termin auf diesen Sachverhalt gebührend hinweisen.

Angefangen hatte alles an einem kalten Sommertag im letzten Jahr – und das Projekt wäre beinahe an meiner Unkenntnis meines eigenen Kiezes gescheitert. Das Telefon klingelte, und Thomas war dran. Er und seine Familie seien gerade in Berlin, und ob wir uns nicht treffen wollten. Na klar, toll! „Wir sind ganz in deiner Nähe, im Café Einstein.“ Ich versuchte ihm schonend beizubringen, dass weder die Kurfürstenstraße noch Unter den Linden ganz in meiner Nähe seien, aber dass ich mit dem Rad in 20 Minuten sowohl in Mitte, als auch in Tiergarten sein könne. Nein, nein, meinte Thomas. Sie seien in der Bergmannstraße. Ich erklärte ihm, dass er, wenn er in der Bergmannstraße sei, nicht im Café Einstein sein könne, und wenn er im Café Einstein säße, dann wäre er nicht in der Bergmannstraße.

Er hatte recht. Aber woher soll ein normaler Kreuzberger wissen, dass es in der Bergmannstraße gegenüber dem Ärtzehaus tatsächlich eine kleine Einstein-Dependance gibt? Für alle Nicht-Berliner: Die Bergmanstraße liegt zwar in Kreuzberg, wird aber von Kreuzbergern faktisch nicht betreten. Das erklärt vielleicht meine Wissenslücke.

Wir saßen an dem kühlen Sommertag trotzdem draußen und Thomas meinte, dass es vielleicht mal wieder Zeit für ein neues Buch wäre, jetzt, da sich in Ägypten so vieles ändere. Auch Barbara fand die Ende entzückend. Nur ich zierte mich noch ein wenig. Tatsächlich glaubte ich, dass es vielleicht noch etwas zu früh sei. Aber die Saat war gelegt. Im November war ich reif. Ich schrieb eine E-Mail nach Ägypten und bekam zur Antwort, ich solle mich doch mal schnell auf mein Rad schwingen und auf den Weihnachtsmarkt an den Gendarmenmarkt kommen (ja, in Berlin beginnen die Weihnachtsmärkte sechs Wochen vor dem Fest!). Und damit war es passiert. Der Rest steht nun in diesem Blog.

Was allerdings nicht drin steht, ist, dass der Entschluss, ein neues Ägypten-Buch zu schreiben, zeitlich mit der Gründung des Carpathia Verlags zusammenfiel. Dem jungen Verlag kam die Idee gerade recht für den ersten Print-Titel.

Und nun ist also dieses Buch dabei herausgekommen. Aber es ist ja nicht so, dass so ein Buch eine einsame und alleinige Schlittenfahrt ist. Da haben schon noch einige andere ihre Finger im Spiel gehabt. Ohne Thomas und Barbara hätte ich „Koulou Tamam, Ägypten?“ vielleicht nie geschrieben. Ohne Cordelia und Robert vom Carpathia Verlag wäre es nie gedruckt worden.

Und da gibt es noch einen, der, als es finster zu werden drohte, wie ein Lichtlein erschien. Als wir kurzzeitig ohne Lektor dastanden und der Erscheinungstermin bedenklich ins Wanken geriet, stand plötzlich Martin parat – ach was, Martin – Dr. Martin Jungmann, soviel Zeit muss sein.  Er schlug ein und machte sich an seine erste Lektoratsarbeit für den Carpathia Verlag. Aber freilich muss ich an dieser Stelle sagen: Er hat das nicht schlecht gemacht. Er hat das sogar sehr gut gemacht. Sollte zufällig unter den Lesern dieses Blogs jemand sein, der sich gerade mit dem Schreiben eines Buches beschäftigt, kann er sich vertrauensvoll an Dr. Martin Jungmann wenden. Der Junge kann das. Er hat nur einen leichten Hau, wenn es um den FC St. Pauli geht, aber den teilt er mit mit Kriminalhauptkommissar Frank Thiel aus Münster.

Ich habe fertig

So - oder zumindest fast so - wird das Cover von Koulou Tamam aussehen.

Das letzte Kapitel ist gerade in die Dropbox gefallen. Das heißt, ich bin mit dem Manuskript fertig. Das bedeutet allerdings nicht, dass das ganze Buch bereits fertig ist. Jetzt kommt der Teil des Bücherschreibens, der mir persönlich am allerwenigsten gefällt: Die Nacharbeit. Das Korrigieren, das Lektorieren – zugegeben das kann und darf der Autor ja gar nicht selbst machen, weil der dann – zumindest einen Teil – seiner Fehler wiederholen könnte. Aber mitarbeiten muss er allemal. Das bedeutet viel Kleinarbeit. Ich gestehe es ganz offen: Da bin ich dann nicht so gut.

Andererseits bedeutet das auch, über die einzelnen Kapitel zu diskutieren, die eigenen Standpunkte noch einmal zu überprüfen und sie zur Not auch zu verteidigen. Das wiederum führt dann in der Regel zu sinnvollen Umarbeitungen. Auch diese Phase bei der Werdung eines Buches ist natürlich hochspannend.

Früher habe ich immer gedacht, es müsse ein ganz erhebender Moment sein, wenn hinter ein Buchmanuskript der letzte Punkt gesetzt ist. Da hört man dann Fanfaren, rosa Wölkchen umtanzen den Kopf, und ein imaginärer roter Teppich rollt sich auf.

Pustekuchen – ich habe ja schon das ein oder andere Buch geschrieben, und es war tatsächlich noch nie so. Erhebender Moment? Nee. Eigentlich war ich mit dem letzten Punkt erst einmal erschöpft. Und was ziemlich merkwürdig ist: Es macht sich ganz schnell eine große Leere breit. Irgendwie ist das doch gar nicht so das große Ding.

Nun wird vielleicht der ein oder andere einwenden: Warum macht der Junge dann so Sachen, wenn es ihm so schwer fällt? Einerseits ist da das Schreiben selbst, was schon wahnsinnig viel Spaß macht. Andererseits ist da der Moment, an dem man zum ersten Mal das gedruckte Exemplar in Händen hält. Dann hat sich das Ganze schon gelohnt.

Bis zu diesem Moment wird es allerdings noch dauern. Mitte April sollten die ersten Bücher in Berlin sein. Mindestens bis dahin wird dieses Blog natürlich weiterlaufen. Vermutlich auch noch einige Zeit darüber hinaus. Inzwischen ist rund 2000 Mal darauf zugegriffen worden. Und so will ich die Seite auch weiterhin pflegen, um Neuigkeiten aus Ägypten so gut es geht zu analysieren.

Trotzdem: Es bleibt immer eine Zäsur, wenn das Manuskript abgegeben ist. Und deshalb einfach mal zwischendurch ein Danke an alle, die mich auf diesem Weg bisher begleitet haben, ein Danke an alle Freunde, die es überhaupt erst ermöglicht haben und ein Danke an die Unbekannten, die dieses Blog bis jetzt so aufmerksam verfolgt haben.