Verwandtschaften

Eigentlich bin ich gerade am vorletzten Kapitel und sollte mich nicht von Dingen wie Blog-Schreiben ablenken lassen. Doch ein kleiner Eintrag soll es dann schon sein, da ich mich gerade mit dem Thema Moslembrüder und ihrem Gründer Hassan al-Banna beschäftigt habe. Immerhin finde ich die Familiengeschichte al-Banna dann doch spannend genug, um damit nicht zu warten, bis das Buch gedruckt ist.

Es ist zwar richtig, dass er der Erfinder des modernen Dschihad ist und in seinem Traktat „Die Todesindustrie“ das Konzept der Selbstmordattentäter entwickelt hat, aber wenn man seine Verwandtschaft anschaut: Hut ab! Sein Bruder Gamal, der jetzt auch schon 91 Lenze auf dem Buckel hat, verkündet sehr zum Ärger aller Konservativen munter einen liberalen, ja libertinären Islam. Frauen sind gleichberechtigt, und wenn sie Schleier tragen, dann sind sie selbst schuld.

Und dann gibt es da noch seinen Enkel Tariq Ramadan, der dem Prinzip des Dschiad abgeschworen hat und für ein friedliches Miteinander zwischen Moslems und Christen eintritt. Das Prinzip vom „Haus des Krieges“, über das der Dschihad als „Heiliger Krieg“ definiert wird, hat er dann einfach mal abgeschafft und durch etwas Vernünftigeres ersetzt. Er lebt in Europa und wird von konservativen Moslems ebenso angefeindet wie von Feministinnen. Machmal gibt es schon merkwürdige Koalitionen.

Allerdings hat Tariq Ramadan ebenfalls einen Bruder. Und der findet es – soweit man der französischen Zeitung Le Monde glauben darf – gut, wenn ehebrecherische Weiber gesteinigt werden.

Ja nun – man kann sich seine Verwandtschaft eben nicht aussuchen.